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Namibias nachhaltige Glut

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Einführung

Foto & Video: Stefan Lechner | Text: Lars Christian Hoffmann
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Holzkohle aus Namibia ist eine nachhaltige Lösung für einen dunklen Markt. Dank der anspruchsvollen sozial ökologischen Zertifizierung des FSC ist sie „waldfrei“ und leistet einen wichtigen Beitrag, die ökologischen Probleme des Landes anzugehen und Menschen gute Arbeitsbedingungen und eine Perspektive zu bieten.
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Im Führerhaus der Lokomotive der Trans Namib Railways ist es eng und laut. Wie ein schnaubender Lindwurm rumpelt der lange Güterzug auf der eingleisigen Strecke dem Sonnenuntergang entgegen. Lucas Mukandi steht im Steuerstand der Lokomotive aus brasilianischer Produktion und zeigt auf eine Antilope, die neben dem Zug durch das Gebüsch hüpft. Über seine Eisenbahneruniform hat er eine blaue Trainingsjacke mit dem Emblem seiner Fußballmannschaft aus Windhoek gezogen. Nach über 30 Grad Celsius am Tag kühlt die Luft hier abends schnell ab. Es wird schon Nacht sein, wenn Lucas seine Lok abstellt und dann ist es kalt am Rande der Wüste. Lucas zieht an einem Seil und ein tiefes Hupen dröhnt über die weite rote Ebene.
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In der Ferne steigen immer wieder kleine weiße Rauchsäulen aus der mit Büschen bewachsenen Ebene zum Himmel, manchmal bleibt der Rauch auch flach über den Buschwipfeln hängen. Der Rauch stammt aus frisch entflammten Kilns, in denen trockenes Buschholz über Nacht zu Holzkohle verkohlen soll. Denn Lucas Mukandi fährt durch das Farmland Namibias, welches heute weitestgehend zu trockenem Buschland geworden ist und damit zum Land der Holzkohle.

Namibia gewinnt als Holzkohle produzierendes Land global an Bedeutung. Die Kohle ist in Europa und Nordamerika begehrt, denn für sie wird kein Wald eingeschlagen, sondern überwiegend Dornbüsche, die für das Land zur Plage geworden sind.

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Die Farmen

Namibia ist nach der Mongolei das am dünnsten besiedelte Land der Erde. 2,8 Millionen Menschen verteilen sich auf eine Fläche, mehr als doppelt so groß wie die Bundesrepublik Deutschland. Zumindest dort, wo es nicht ganz so trocken ist, ist das Land von Farmen geprägt. Auf riesigen Flächen betreiben hier Farmer vorwiegend Viehwirtschaft. Farmer, die 12.000–15.000 Hektar Land ihr Eigentum nennen, sind hier eher die Regel als die Ausnahme. Die Menschen hier reden davon, dass dies auch die Größe ist, um als Farm noch wirtschaftlich eigenständig bestehen zu können. Im Vergleich dazu wirken deutsche Bauernhöfe mit ihren durchschnittlich 62 Hektar winzig.

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Stolz ist man hier auf eine Farmerkultur, die in der Lage war, das Land ohne Lebensmittelimporte zu ernähren. Eine Seltenheit unter den Ländern Afrikas. Durch weite Savannenlandschaften ziehende Vieherden und zahlreiche Wildtiere bieten der Bevölkerung ausreichend Nahrungsgrundlage. Auch die meisten der kilometerlangen Zäune um die Farmen sind extra so gebaut, dass Wildtiere sie passieren können. Neben Antilopen, Giraffen und Warzenschweinen ziehen auch Raubtiere wie der Afrikanische Wildhund, Leoparden, Geparden und Löwen quer durch das Land. Doch insbesondere die Raubtiere werden in freier Wildbahn immer seltener. Zum einen, weil Farmer, Jagdtouristen und vor allem Wilderer ihnen immer mehr nachstellen, aber vor allem auch, weil für die Tiere das Nahrungsangebot an Pflanzenfressern auf der weiten Ebene Namibias immer weniger wird.
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Die Farmerkultur hat hier oft noch ihre Wurzeln in der Kolonialzeit, als Namibia erst deutsche und dann lange Zeit südafrikanische Kolonie war. Doch auch wenn die meisten Farmen hier von den einstigen Kolonialverwaltungen abgekauft wurden, die Ur-Urenkel der einstigen Siedler sehen sich heute als Namibier. Das Verhältnis zu den anderen Bevölkerungsgruppen im Land hat sich geändert und damit auch der Umgang und das Miteinander auf den Farmen. Farmerfamilien, Arbeiter, Hausangestellte, manchmal auch Touristen und Saisonkräfte leben und arbeiten hier auf einer Farm und doch liegen oft Welten zwischen ihnen. Vor allem junge Farmer haben sich deshalb schon früh für die FSC-Zertifizierung ihrer Farmen entschieden. Sie wollen damit ein Zeichen setzen, dass sie für ihre Arbeiter Verantwortung übernehmen und ihnen ein besseres Leben ermöglichen wollen, auch wenn es für sie mehr Aufwand bedeutet. Bei der Umstellung der Farmen, zum Beispiel bei der Finanzierung von neuen Hütten und Arbeitsgeräten, werden FSC-zertifizierte Farmer auch durch Handelsunternehmen wie DHG mit günstigen Darlehen und praktischer Beratung unterstützt.

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Viele kleinere traditionelle Farmer tun sich, obwohl sie oft kurz vor dem Bankrott stehen, nach wie vor schwer damit, Holzkohle auf ihrem Land herzustellen. Sie sehen sich in ihrer Stammestradition als Viehhirten. Trotz hungernder Herden die Farm in Teilen auf Holzkohleproduktion und das Ausdünnen der Büsche umzustellen, widerstrebt ihnen noch. Doch die letzten zwei sehr trockenen Jahre bringen auch hier immer mehr Farmer zum Umdenken. Wobei manche Landbesitzer nun schon dazu übergegangen sind, nur noch Holzkohle auf ihrer Farm zu produzieren, während sie selbst in der Stadt anderen Tätigkeiten nachgehen. Auf diesen Farmen sind die Arbeiter dann auf sich allein gestellt, was sich oft auch negativ auf die Arbeitsqualität und die Einhaltung von Vorschriften bei der Buschernte auswirkt.

Noch vor wenigen Jahren hatten nur einige spezialisierte und idealistische Farmer ein FSC-Zertifikat. Heute ist dieses Zertifikat die Voraussetzung, wenn der Farmer einen gesicherten Absatz für seine Kohle haben will.
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Busch

Der Klimawandel ist auch hier in Namibia allgegenwärtig. Es wird immer wärmer und die Regenzeiten werden kürzer, bringen weniger Regen oder bleiben ganz aus. In der Folge finden die Tiere auf der Farm, aber auch Wildtiere, die hier vielfach noch quer durchs Land streifen, immer weniger Nahrung. Immer mehr Farmer geben auf oder leben mit ihrem Betrieb von der Substanz.
Schon bevor die Jahre immer trockner wurden, kamen die Büsche. Büsche, manchmal mit langen spitzen Dornen und manchmal mit kleinen gebogenen Stacheln, die sich wie Widerhaken an allem und jedem festklammern, der ihnen zu nahekommt. Manchmal sind es aber auch einfach nur kleine krüppelige Büsche. Deshalb spricht man von einer Verbuschung des Landes.
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Die Büsche stehen dicht nebeneinander, wenn man von hoch oben aus der Lock von Lucas Mukandi auf die Ebene schaut, bilden die Büsche häufig eine flache, dichte Abdeckung des Bodens. Diese gleicht einer Decke, die sich auf die Landschaft gelegt hat. Nur vereinzelt ragen einige knochige Bäume aus der Landschaft hervor. Staubige Straßen ziehen sich immer wieder schnurgrade durch die Büsche und geben den Blick frei auf die rotbraune Erde. Experten gehen davon aus, dass mittlerweile eine Landfläche so groß wie Deutschland und die Schweiz zusammen von der Verbuschung betroffen ist. Das umfasst die Hälfte der Landfläche Namibias. Wer in den Farmhäusern im Norden Namibias alte Fotos an der Wand hängen sieht, erkennt das Land kaum wieder. Die Fotos zeigen eine Grassavanne mit vereinzeltem Baum- und Buschbestand, man sieht prächtige Tiere dort grasen.
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Viele Probleme in Namibia hängen mit der Verbuschung zusammen oder werden durch diese weiter verschärft.
Wie fast überall in Afrika ist Wasser ein knappes Gut. In Teilen des Landes befindet sich mit der Namib die trockenste Wüste der Welt. Jedoch reichten bisher Tiefen- und Regenwasser aus, um die Bevölkerung mit Trinkwasser zu versorgen. Auch die Landwirtschaft hatte bisher genug Wasser, um ihr Vieh zu tränken und Wildtiere fanden genug Wasserlöcher. Doch die Ausbreitung der Büsche bedroht die Wasserversorgung des Landes. Die knochigen Büsche, welche vielfach nicht größer als ein Erwachsener sind, verfügen über ein weit verzweigtes Wurzelwerk. Ähnlich wie bei einem Eisberg kommt die wahre Größe der Büsche erst unter der Erde zum Vorschein. Die Wurzeln entziehen oberen Erdschichten das Wasser und verringern die Wassermengen, die sonst zur Regenzeit ins tiefere Erdreich sickern. Dadurch trocknen Wasserlöcher aus und Brunnen versiegen. Umliegende Pflanzen bekommen nicht mehr genug Wasser und verdorren.


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Ein weiteres gravierendes Problem ist, dass die Büsche mit ihren vielen kleinen und eng geflochtenen Zweigen den ganzen Erdboden bedecken. Dazu kommt, dass die Büsche dicht nebeneinanderstehen und so auf großer Fläche eine geschlossene Bedeckung bilden. Damit rauben sie anderen Pflanzen wie Gräsern und Kräutern, aber auch jungen Bäumen, das Licht und damit die Chance zu wachsen. Dies bedeutet wiederum, dass sowohl Wild- als auch Nutztiere ihre Nahrungsgrundlage verlieren. In der Folge müssen Bauern ihr Vieh über größere Landstriche treiben oder geben ganz auf. Gras- fressende Wildtiere wie Springböcke, Gnus, Giraffen oder verschiedene Antilopen werden aus den verbuschten Gebieten verdrängt, da die Nahrungsgrundlage fehlt. Mit dem Fehlen dieser Tiere wird auch den Raubtieren der natürliche Lebensraum genommen.
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Die Geparde als eine der am stärksten bedrohten Raubtierarten Afrikas, von denen in Namibia noch die größte verbliebene Population dieser schönen Wildkatzen lebt, sind hier besonders von dem Wegfall der Beutetiere betroffen. Aber auch Leoparden und Afrikanische Wildhunde verlieren durch die Büsche ihre Beute.

Zuletzt trägt der enge Wuchs der Dornenbüsche sein Übriges dazu bei, um Wild- und Nutztieren den Lebensraum zu rauben. Kaum eine Antilope oder ein Büffel kann durch den dichten Busch ziehen. Dies gilt erst recht für die Raubtiere, die bei ihrer Jagd ein hohes Tempo aufnehmen, um ihre Beute zu fassen. Sie kommen hier kaum durch oder verletzen sich regelmäßig an den Dornen der Büsche. Geparde, die schnellsten Landtiere der Welt, beschleunigen innerhalb von 3 Sekunden auf 100 km/h und erreichen Spitzengeschwindigkeiten von 115 km/h. Bei diesen Geschwindigkeiten wird klar, warum der sonst so geschickte Jäger nicht durch ein solch dichtes, dorniges Gestrüpp jagen kann und somit seinen Lebensraum verliert.
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Die Arbeit

Ein trockenes „klack, klack, klack“ schallt über das Feld. Irgendwann hört man das Knacken von trockenem Holz. In Handarbeit fällen die Arbeiter mit ihren scharfen Äxten Busch für Busch.

Die Arbeit als Holzkohlearbeiter ist schwer. Sie erfordert Kraft, Ausdauer und ein gutes Maß an Organisation. Es gilt, möglichst effizient viel hochwertige Holzkohle zu produzieren. Dabei müssen die Arbeiter darauf achten, dass sie keine geschützten Pflanzenarten ernten und auch die Lebensräume von wildlebenden Tieren nicht zerstören. Büsche mit Vogelnestern sind für sie genauso tabu wie solche, die direkt neben Termitenhügeln stehen. Wichtig ist auch, dass die Arbeiter darauf achten, keine Bäume oder dicke Büsche zu ernten. Vielmehr müssen sie bei der Buschernte nach den FSC-Regeln dafür sorgen, dass am Ende immer noch eine Vielfalt an unterschiedlichen Pflanzen auf der Fläche erhalten bleibt.
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Dies wird durch die Farmer und später den FSC-Auditor, der mindestens einmal im Jahr jede Farm auf die Einhaltung der FSC-Standards kontrolliert, nachgeprüft. Die Arbeit auf den Holzkohlefarmen ist trotzdem begehrt, verspricht sie doch einen für die Verhältnisse in Namibia guten Lohn. Dabei bemisst sich der Lohn nach dem Gewicht der produzierten Holzkohlemenge, die der Arbeiter beim Farmmanager abliefert.
Die FSC-Zertifizierung stellt sicher, dass die Arbeiter einen regulären Arbeitsvertrag haben, dass die Farmer Steuern und Sozialabgaben zahlen und dass die Arbeiter nicht durch Schulden beim Farmer in ein dauerhaftes Abhängigkeitsverhältnis geraten. Zudem müssen die FSC-zertifizierten Farmbesitzer für eine angemessene feste Unterkunft und die Versorgung mit frischem Wasser sowie für sanitäre Einrichtungen bei den Unterkünften sorgen. Der Farmer ist auch dafür verantwortlich, dass die Arbeiter auf seinem Land funktionierende Ausrüstung haben und über angemessene Schutzkleidung verfügen. So lässt sich der Unterschied zwischen einer FSC-zertifizierten und einer nicht zertifizierten Farm oftmals ganz leicht daran erkennen, ob die Arbeiter Arbeitskleidung, Handschuhe und Kopfbedeckung tragen.
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Die Arbeiter sind dabei so stolz auf ihre Arbeit, dass sie am Wochenende, wenn Sie in die nächstgelegene Stadt oder Siedlung ausgehen, gerne ihre Arbeitskleidung als Statussymbol tragen.

Auf dem Feld arbeitet jeder Arbeiter für sich alleine und für seine Lohntüte. Im Camp der Holzkohlearbeiter, in dem sie für die Zeit der Arbeit auf dem Feld leben und welches bei Bedarf leicht abgebaut werden kann, wenn die Umgebung abgeerntet ist, spürt man jedoch eine starke Gemeinschaft unter den Arbeitern. In Gruppen, die sich vielfach an der Herkunftsregion oder den Stämmen der Familien orientieren, organisieren sie gemeinsames Kochen, Waschen und Essen. Man schneidet sich gegenseitig die Haare, spielt im Schatten Musik und verabredet sich gemeinsam für einen Ausflug in die nächste Kleinstadt am Wochenende.
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Bei der Ernte der Büsche werden die dünnen Äste werden beiseitegelegt und der Rest wird in den Kiln gestapelt. Der Kiln sieht meistens aus wie ein überdimensioniertes Ölfass. Oben hat er eine viereckige Öffnung und zum Boden hin ist er ebenfalls offen. Für die Arbeiter ist der Kiln der Mailer, in dem aus knochentrockenem Buschholz Holzkohle wird. Dafür werden die Äste möglichst dicht gestapelt und nach dem ersten Anfeuern und Verdampfen der Feuchtigkeit im Holz wird die obere Öffnung mit einem Deckel und Erde dicht verschlossen. Denn die Kunst bei der Holzkohleproduktion ist, dass das Holz langsam zu Holzkohle verkohlt und dabei möglichst wenig Asche anfällt. Etwa eine Nacht dauert es, bis aus dem Buschholz Holzkohle geworden ist. Nach dem Ausglimmen heben die Arbeiter den abgekühlten Kiln zur Seite und ein Haufen schwarzer, teilweise glänzender Holzkohle bleibt zurück. Dieser muss nun weiter auskühlen, bevor die Kohle dann einige Tage später in weiße 50 Liter Säcke verpackt wird. Die Holzkohle von allen Arbeitern der Farm wird dann zentral gesammelt, wo sie auf die Abholung wartet.
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Tatsächlich ist der größte Kontrast zwischen einer FSC-zertifizierten Farm und einer konventionellen Holzkohlefarm die Arbeits- und Lebensweise der Arbeiter. Ganz augenscheinlich wird es beim Camp einer nicht zertifizierten Farm. Hier leben die Arbeiter mit ihren Familien in Hütten aus schwarzen Plastikplanen. Frisches Wasser holen die Frauen hier oft von weiter entlegenen Brunnen. Die Kinder im Camp spielen mit Tierfallen, die abends für die Wilderei genutzt werden, und Müll. Vor einigen dieser Farmen liegt die Holzkohle zum Abtransport, doch der Markt für diese Kohle aus Betrieben ohne sozial ökologische Mindeststandards wird immer kleiner. Hier warten die Arbeiter vielfach Wochen auf ihr Geld, selbst dann, wenn die produzierte Kohle längst abgeholt wurde.
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Schaut man sich die abgeernteten Buschflächen an, stellt man schnell fest, dass hier alle größeren Bäume und auch seltene Arten, welche eigentlich alle durch die Naturschutzgesetzte Namibias geschützt sind  zu Kohle verarbeitet wurden. 
Gerade das Fällen von dicken Bäumen ist strikt untersagt in Namibia, weil sie so selten sind. Teilweise haben die Arbeiter versucht mit abgeernteten Kronen oder durch das Abbrennen von Baumstumpen  die Spuren zu verwischen. Damit wird jedoch auch klar, dass hier sehr bewusst geschützte Pflanzen geerntet wurden.

Auf diesen Flächen wird sich die Verbuschung in den nächsten Jahren noch verschärfen. Es wird genau das Gegenteil von dem eintreten, was die Buschernte eigentlich für das Ökosystem des Landes bringen sollte. Doch die Arbeiter hier haben keine Arbeitsverträge und auch der Eigentümer des Landes lässt sich nur selten blicken. Die Perspektivlosigkeit für Menschen und Natur ist auf solchen Farmen oft bedrückend und für Europäer kaum zu ertragen.
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Die Verarbeitung

Alle sechs bis acht Wochen kommt ein Lastwagen zu den Holzkohlefarmen. Wie bei einem großen Tetris-Spiel packen die Arbeiter all die weißen Transportsäcke, welche gemäß ihrer leicht verblassten Beschriftung einst Zucker, Mais oder Mehl enthielten, gemeinsam auf die Ladefläche. Staub wirbelt um den ganzen Lastwagen, wenn er gemächlich und schwer bepackt über die staubigen Lehmstraßen zum Verarbeitungs- und Verpackungsbetrieb fährt. Für den Farmer und seine Arbeiter heißt es dann wieder, die Holzkohle für die nächste Abholung vorzubereiten, denn auch die Farmer bekommen ihre Bezahlung vom Verarbeitungsbetrieb nach einem festen Schlüssel in Bezug auf Gewicht und Qualität der Holzkohle. Je gröber die Holzkohle, umso besser.
Der Abholtag ist ein wichtiger Tag auf der Holzkohlefarm. Die Arbeiter erhalten nach getaner Arbeit ihren Lohn für die letzten Wochen ausgezahlt. Da wird die blaue Arbeitskleidung in der Mittagspause schnell noch gewaschen, die Haare geschnitten und die Schlafhütte wird aufgeräumt. Viele der jüngeren Arbeiter wollen am Abend in die nächste Stadt fahren, einkaufen, etwas feiern und tanzen. Viele Arbeiter fahren nach dem Zahltag auch über das Wochenende zu ihren Familien, die meistens in den Dörfern geblieben sind.

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Sortier- und Verpackungsbetriebe für Holzkohle sind dunkle Orte. Schaut man sich die Satellitenbilder bei Google-Maps an, hebt sich das Werksgelände schwarz eingefärbt von seiner Umgebung ab. Nach nur kurzer Zeit auf dem Werksgelände hat sich bereits eine feine schwarze Kohlestaubschicht auf Haut und Kleidung gelegt. Alle Arbeiterinnen und Arbeiter hier tragen Masken, um die Atemwege vor dem schwarzen Staub zu schützen.

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Beim Sortieren der Holzkohle, die hier in Lastwägen von den umliegenden Farmen angeliefert wird, entsteht viel Lärm und Staub. Über Förderbänder läuft die Kohle zu großen Sieben, durch die sie nach Größe sortiert wird. Aus ganz feiner Kohle und Staub werden Holzkohlebriketts. Größere Kohlestücke laufen über die Bänder weiter in die Nachbarhalle. Hier verpacken Frauen die Kohle bereits in die Säcke, die dann später, viele tausend Kilometer weiter im Norden, bei uns in den Supermarktregalen zum Verkauf stehen. Bevor die Holzkohlesäcke in den Container für die Reise nach Europa gestapelt werden, werden sie gewogen und zugenäht. Jetzt sind sie bereits fertig für den Verkauf.
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Schlussteil

Nur wenige Straßen von der Abfüllanlage entfernt liegt der kleine halb verwilderte Bahnhof von Otjiwarongo. Der in breiten Terrassen stufig angelegte Garten mit großem Springbrunnen vor dem Bahnhofsgebäude ist längst vertrocknet und vom allgegenwärtigen Staub überzogen. Passagiere kommen hier schon seit einigen Jahren nur noch sehr selten mit Luxus-Zügen für Touristen an. Eine alte Dampflock aus Kolonialzeiten zeugt von den Anfangsjahren der Eisenbahn in Namibia und von Zeiten, als am Bahnhof noch regelmäßig Personenzüge hielten. Für deutsche Touristen ist vor allem die Lok eine Attraktion, weil sie noch deutsch beschriftet ist und Plaketten darauf hinweisen, dass sie vor über 100 Jahren einmal im fernen Kassel gebaut wurde, um dann im Dienst zweier Kolonialmächte durch Namibia zu fahren.
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Auf der anderen Seite der Gleisanlagen stehen zwei mit Containern beladene Waggons. Auf dem Abstellgleis daneben grasen ein paar Rinder und fressen das letzte trockene Gras aus dem Gleisbett. Daneben warten immer einige Holzkohlecontainer auf den nächsten Zug nach Walfischbucht (Walvis Bay) zum Hafen. Außer Holzkohle werden hier nur wenige Güter umgeschlagen. Die Holzkohle-container haben jedoch für eine Aufwertung des Güterbahnhofs gesorgt. Alles, was mit dem Holzkohleexport zu tun hat, ist hier gerne gesehen. Generell sind es auch in Namibia gute Zeiten für die Eisenbahn, denn nach Jahren, in denen immer mehr Güter auf die Straße verlegt wurden, erlebt die Schiene hier mit dem Bau neuer Strecken eine Renaissance.
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In der Regel kommen hier jeden Tag zwei Züge durch. Einer kommt vom Hafen und fährt tief ins Land, zu den Mienen, die Edelmetall und Erze aus Namibias roter Erde fördern. Der andere Zug fährt dann wieder zurück zum Meer, voll beladen mit den Schätzen des Landes. Holzkohle ist inzwischen auch ganz offiziell zu einem dieser Schätze geworden. Die Regierung Namibias bewertet die Holzkohleproduktion als einen Schlüsselsektor für die Entwicklung ländlicher Regionen und für die Schaffung von Arbeitsplätzen. Zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts Namibias werden heute bereits durch die Holzkohleproduktion und -verarbeitung erzeugt.
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Das Rot des Abendlichts verblasst langsam, bald wird es dem Schwarz der Nacht weichen. Lucas Mukandi zieht an einem Seil, das Signalhorn des Zuges dröhnt durch die Abendstille, eine Straße kreuzt die Gleise, der Zug passiert eine kleine Siedlung. Bald lässt der Zug das Buschland hinter sich. Bevor er den schäumenden Atlantik erreicht, muss er noch durch die Namib – die älteste Wüste der Welt. Hier gibt es immer wieder mal unliebsame Überraschungen, wie zum Beispiel versandete Gleise, die die volle Konzentration von Lucas Mukandi erfordern. Diese Wüste gab dem Land seinen Namen und ist auch Namensgeber der staatlichen Eisenbahngesellschaft TransNamib, was frei übersetzt „durch die Namib“ bedeutet. Durch die Wüste müssen auch alle FSC-zertifizierten Holzkohlesäcke aus Namibia, bevor sie im Container ihre Reise nach Europa antreten. Doch das bekommt Lucas Mukandi nicht mehr mit, bis dahin ist seine Schicht vorbei. Ein Kollege wird seinen Zug dann morgen wieder durch die Wüste fahren, zurück ins Buschland Namibias.
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Trailer zur Dokureihe über FSC-zertifizierte Holzkohle aus Namibia.

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Bilder & Videos: Stefan Lechner (stefanlechner.eu)
Text: Lars Christian Hoffmann

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