FSC im Privatwald BrandenburgDer Teufel steckt im StandardSeit fast einem Jahr gilt der FSC-Standard 3-0. Viele private Waldbesitzer haben seitdem ein Problem: Neue Regelungen führen dazu, dass sie Schwierigkeiten bekommen haben, ihre Betriebe zertifizieren zu lassen.
In einem Waldstück nahe Elsterwerda
Mehrere Detonationen durchschnitten die Stille des Waldes. Munitionsreste fielen in einem Radius von 500 Metern zwischen die Bäume. Wie viel explosionsfähiges Material dort bis heute noch liegt, weiß niemand. Und erst recht nicht wo.
Was sicher ist: Das Waldstück gehört heute zum Forstbetrieb von Lutz Freytag. Es passiert öfters einmal, dass er zusammen mit dem Kampfmittelräumdienst in seinen etwa 350 Hektar großen Wald im südlichen Brandenburg fährt.
So auch heute. Bei Waldarbeiten wurden Munitionsreste gefunden und mit neongrüner Sprühfarbe markiert. Die Fachleute sichten die Stelle und merken schnell, dass der Rost bereits die Entschärfungsarbeit verrichtet hat. „Der Zünder ist durch“, sagt einer der Kampfmittelexperten. Ein kleiner Schnack noch, dann fahren sie weiter.
Munitionsdepot im Wald
Munitionsdepot im Wald
Nach der Wende und dem Abzug der russischen Armee stand das Gelände zum Verkauf, doch einige Investoren sprangen ab, weil ihnen das Kampfmittelrisiko zu groß war. Freytag entschied sich, in dieses besondere Stück Wald zu investieren. Er kaufte es im Januar 2007, an jenem Tag, als der Sturm Kyrill über Deutschland tobte. „Das war ein Bangen, es hätte ja sein können, dass die Holzpreise jahrelang am Boden liegen“, sagt Freytag. „Am Ende sind hier zum Glück nur fünf Bäume umgefallen. Und mit Waldbränden und Kampfmitteln habe ich in der kurzen Zeit viel Erfahrung gesammelt.“
Weil er seinen Wald nachhaltig und extensiv bewirtschaftet und damit bereits viele Bedingungen des FSC erfüllte, entschied sich Freytag dafür, seinen Wald zertifizieren zu lassen. „Ich habe mir erhofft, dass auch die Außenwirkung positiv ist, der Kontakt mit Behörden und Verbänden. Da ich als ‚Aufbaubetrieb‘ wenig Holz verkaufe, ist ein Produktzertifikat eigentlich nicht so passend“, sagt er. Bessere Preise hat ihm das Zertifikat bisher nicht eingebracht. „Und dann habe ich auch auf einen einfacheren Marktzugang in schlechten Phasen gehofft, zum Beispiel nach Stürmen. In der derzeitigen Trockenkatastrophe hilft aber auch das nicht mehr.“
FSC-Zertifizierung in der Praxis
FSC-Zertifizierung in der Praxis
„Wenn die Rückegassenabstände auf 40 Meter erweitert werden, führt das zu höheren Kosten durch manuelle Fällarbeiten und zum Beispiel Rückepferde“, sagt Freytag. „Auf fruchtbaren Waldböden in Süddeutschland mit reichlich Niederschlag und dem doppelten Holzzuwachs kann das wirtschaftlich tragfähig sein „Zusätzliches Holz will ich nicht ernten, um das zu finanzieren, denn ich arbeite auf vorratsreiche und naturnahe Mischbestände hin. Ich rechne damit, dass im eiszeitlich geprägten Norddeutschland einige ihr Zertifikat abgeben müssen“, so Freytag.
Kritik an den Standards zur Motorsägenverwendung
Kritik an den Standards zur Motorsägenverwendung
Für Waldbesitzer soll es deswegen zukünftig einen Katalog geben, in dem einfach beschrieben wird, wie mit möglichst geringem Aufwand ein FSC-Zertifikat zu bekommen ist.
FSC von Anfang an
FSC von Anfang an
Als Idealisten sieht er sich selbst nicht, denn er führt seinen Betrieb auch auf Basis von wirtschaftlichen Erwägungen. Es geht ihm durchaus darum, Gewinn zu machen. Und doch hat das FSC-Zertifikat für ihn einen wichtigen Anreiz: Und der liegt vor allem im Imagegewinn. „Ich habe Spaß daran, Dinge anders zu machen. Ich fühle mich mit diesem Image, ein wenig verrückt und anders zu sein, ganz gut.“ Hinzu kommt: Alle landwirtschaftlichen Betriebe in seinem Dorf werden nach ökologischen Gesichtspunkten geführt. Und mit dem FSC-Siegel fügt sich Duhr in dieses Konzept.
FSC bringt wirtschaftliche, ökologische und soziale Interessen zusammen
FSC bringt wirtschaftliche, ökologische und soziale Interessen zusammen
Sein Zertifikat zurückgeben will Duhr dennoch nicht. „Die Frage ist eher, ob ich das Zertifikat noch schaffe. Die Veränderung vom Standard 2-3 zu 3-0 führt zu einem bürokratischen Mehraufwand, den ich langfristig nicht mehr mittragen kann.“ Er würde demnach nicht am erforderlichen Waldmanagement, sondern an den aus seiner Sicht überbordenden Dokumentationspflichten scheitern.
Impressum
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Autor:Sebastian Christ