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Caribou

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In den borealen Wäldern Kanadas streifen seit Hunderten von Jahren "graue Geister" umher, schwer fassbare Kreaturen, die vom Menschen ungestörte Waldlandschaften aufsuchen.
Diese "grauen Geister", die Waldkaribus, sind nicht nur eines der ikonischsten Tiere des Landes, sondern auch Wegweiser in Waldökosystemen. Gesunde Populationen sind ein klares Indiz dafür, dass die Wälder die Artenvielfalt bewahren und eine traditionelle Lebensart der angrenzenden indigenen Gemeinden aufrechterhalten können.

Doch das Waldkaribu ist eine bedrohte Art, deren Bestand über Jahrzehnte hinweg stark zurückgegangen ist, da ihr Lebensraum gestört wurde. Nach Angaben von Environment Canada sind nur 15 von 51 Karibu-Gebieten zu mindestens 65 Prozent ungestört. Dies ist zum großen Teil auf die kumulativen Auswirkungen der Öl-, Bergbau- und Holzindustrie zurückzuführen, die ihren Lebensraum verändert und den Zugang für Raubtiere vergrößert haben.

Zuletzt erlangt die Notlage dieser gefährdeten Art zunehmend an Aufmerksamkeit. Kürzlich unterzeichneten die kanadische Regierung und indigenen Gemeinschaften der Westküste Kanadas ein wegweisendes Abkommen: Schutzgebiete von 550.000 Hektar für essentielle Flächen von sechs Karibuherden und weitere 206.000 Hektar als Provinzpark.
Dennoch sind die Fortschritte langsam und unzureichend. Ein neuer Bericht über die Waldkaribu-Population in Val-d'Or in Quebec bestätigt die Dringlichkeit: nur noch sechs Mitglieder dieser Herde leben. In ganz Kanada wird der Ruf laut, dass Regierungen und Industrie mit Umweltgruppen, Indigenen Völkern und Interessenvertretern zusammenarbeiten müssen, um die Gesundheit und Nachhaltigkeit der Karibus zu schützen.

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In Kanada unterstreicht eine föderale Erholungsstrategie die Bedeutung der Waldbewirtschaftung für den Schutz des Karibus. Im Jahr 2013 entdeckte das Forstunternehmen RYAM bei einem jährlichen Routineaudit, dass es die vom Forest Stewardship Council (FSC) festgelegten Anforderungen in Bezug auf den Schutz des Karibu-Habitats nicht erfüllt.
"Als wir den Auditbericht erhielten, gerieten wir nicht in Panik, da wir wissen, dass FSC ein strenger Standard ist und sich die Karibu-Forschung und das Wissen ständig weiterentwickelt", sagt Marie-Eve Sigouin, Koordinatorin für Waldzertifizierung bei RYAM. "Wir wussten, dass wir langfristig denken müssen, über ein einziges Audit hinaus, und dass wir FSC als einen Weg sehen müssen, mit anderen zusammenzuarbeiten. Also machten wir uns an die Arbeit, unseren Ansatz zu ändern."

Im Osten Kanadas hat sich daraus eine ungewöhnliche Partnerschaft gebildet, um Lösungen für diese lebenswichtigen Ökosysteme zu entwickeln. Das "Team Caribou", das von dem globalen Forstunternehmen Rayonier Advanced Materials (RYAM - ehemals Tembec) ins Leben gerufen wurde, vereint verschiedene Interessengruppen, die gemeinsam, den Lebensraum der Waldkaribus im Detour-Waldgebiet in Quebec schützen möchten.
Als ein Unternehmen, das für seine Rohstoffe stark in die Natur investiert, hat RYAM schon lange verstanden, wie wichtig es ist, Partnerschaften mit denjenigen zu bilden, die in den Wäldern und deren Umgebung, in denen es tätig ist, leben und arbeiten. Die neuen Anforderungen der föderalen Erholungsstrategie gaben einen weiteren Anstoß für Veränderungen und leiteten RYAMs gemeinschaftlichen Ansatz für den Karibu-Plan.
RYAM gründete das Team Caribou. Verschiedenste Interessensgruppen sind darin eingebunden. Darunter die indigene Gemeinschaft von Pikogan (auch bekannt als die First Nation of Abitibiwinni), für die das Karibu ein symbolisches und historisch geerntetes Tier ist. Auch die Canadian Parks and Wilderness Society (SNAP Québec), die den Schutz des Karibu-Habitats mit der Bewirtschaftung und Wiederherstellung der Wälder in Einklang bringt, sowie das Québecer Ministerium für Wälder, Wildtiere und Parks sind vertreten.

Das Team Caribou bildete sich schnell aufgrund des Gefühls eines gemeinsamen Ziels und vertiefte sein kollektives Wissen durch die Einbeziehung traditioneller Perspektiven vom Großen Rat der Kreen (Eeyou Istchee) und wissenschaftlicher Erkenntnisse von der Université du Québec en Abitibi-Témiscamingue und anderen.
Der erste Erfolg der Gruppe kam 2015, als sie schnell das notwendige Mosaik an Änderungen zusammenstellte, um die neuen FSC- und Bundesanforderungen zu erfüllen - aber das sollte nicht ihre einzige Herausforderung bleiben.
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Im Jahr 2018, als sich die wissenschaftlichen Erkenntnisse über Karibus weiter entwickelten, kam die Gruppe erneut zusammen, diesmal mit einer noch größeren Mission: die Störungsrate für die grenzüberschreitende Detour/Kesagami-Karibu-Population durch Maßnahmen zur Erhaltung und Wiederherstellung des Lebensraums auf weniger als 35 Prozent zu reduzieren.

Eifrig entschlossen, traf sich das Team Caribou regelmäßig, verhandelte transparent und suchte nach umsetzbaren Entscheidungen, auf die man sich sofort einigen konnte. Wenn die Verhandlungen schwierig wurden, war es Benoit Croteau von der Abitibiwinni First Nation, der das Team wieder auf Kurs brachte, indem er alle daran erinnerte, dass sie für die Karibus arbeiteten.
In nur zwei Jahren erarbeitete das Team einen neuen Plan, um den Lebensraum der Karibus zu schützen und dabei die Rechte der indigenen Völker zu respektieren und die wirtschaftlichen Interessen der Industrie auszugleichen.

Leitend für diesen Plan war der neue FSC National Forest Management Standard, der von den Waldbewirtschaftern verlangt, Managementstrategien für den Lebensraum der Waldkaribus auf der Grundlage der besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse und Risikoinstrumente festzulegen. Dazu gehören die Minimierung des Straßenbaus, die Holzernte außerhalb der Karibu-Brut- und Wandergebiete und die Minimierung von Landschaftsstörungen durch die Abstimmung forstwirtschaftlicher Aktivitäten auf nahe gelegene industrielle Aktivitäten.

"Unsere ersten Karibu-Empfehlungen wurden von der Regierung von Quebec nach nur zwei Jahren Arbeit umgesetzt, was extrem schnell ist", sagt Pier-Oliver Boudreault, ein Naturschutzbiologe bei SNAP Quebec. "Innerhalb des Teams gab es einen intensiven Wissensaustausch. Ich bin Biologe, habe aber viel über Mühlen und Forstwirtschaft gelernt. Unsere indigenen Partner, die dem Land viel näher sind, haben uns die historische Perspektive [auf Karibus] vermittelt, die wir in der westlichen Wissenschaft nicht haben."
Diese kollektive neue Initiative stellte sicher, dass RYAM in der Lage war, die neuen Anforderungen des FSC-Standards 2020 zu erfüllen. Aber es ging auch weit über diesen wichtigen Schritt hinaus: Der Ansatz von Team Caribou erhielt zusätzliche Unterstützung und finanzielle Mittel von der Bundesregierung, um ihren Ansatz und ihre Erkenntnisse jenseits der Grenze, in Ontario, weiterzuentwickeln und zu teilen. "Es ist klar, dass man eine Chance verpasst, wenn man einen Plan in Abwesenheit eines wichtigen Interessenvertreters entwickelt", sagt Chris McDonell, Chief Forester-Ontario und Manager, Aboriginal and Environmental Relations, RYAM. "Konflikt ist teuer. Kollaboration ist schneller und billiger."

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Seit 2013 hat das Team Caribou seine Verbindung und sein Engagement für diese besondere Population von Waldkaribus vertieft. Die Arbeit gipfelte 2019 in einer einzigartigen Veranstaltung in Pikogan, einer indigenen Gemeinde sieben Stunden nördlich von Ottawa. Dort legte Marie-Eve Sigouin zusammen mit Benoit Croteau und Pascale Trudeau-Cananasso von der Abitibiwinni First Nation den letzten Schliff für das allererste grenzüberschreitende Detour/Kesagami Caribou Forum.

Die Veranstaltung zog Teilnehmer aus Ontario und Québec an, die bis zu 1.000 Kilometer entfernt waren, darunter indigene Gemeinden, Forst- und Bergbauunternehmen, Umweltorganisationen und Regierungsbeamte - sie alle gewannen neue wissenschaftliche und traditionelle Erkenntnisse über die Gesundheit und das Wohlergehen der lokalen Waldkaribus.
Das Forum, das von Environment and Climate Change Canada unterstützt wurde, war ein klares Zeichen dafür, dass das Team Caribou in den letzten sechs Jahren weitreichendes Vertrauen und Anerkennung erworben hat. Es war auch eine zeitgemäße Gelegenheit, verschiedene Projekte für die Karibu-Population von Detour/Kesagami vorzustellen, und umfasste einen von den First Nations geleiteten Gesprächskreis und gemeinsame Workshops.
Während einer Sitzung enthüllte Clarence Trapper, Moose Cree, eine Offenbarung, die viele in der Gruppe überraschte. "Wenn Hubschrauber oder Flugzeuge zu nah kommen, hören die Karibus auf zu fressen", sagte er.
Es stellte sich heraus, dass die Waldkaribus nicht nur am Boden, sondern auch in der Luft vom menschlichen Einfluss betroffen sind. Dies eröffnete einen neuen Weg der Diskussion über die Folgen von Umweltlärm insgesamt, sowohl innerhalb als auch über dem borealen Wald.

"Bei diesem Forum ging es darum, Wissen und Perspektiven zwischen Parteien auszutauschen, die sich nicht sehr oft treffen", sagte Marie-Eve Sigouin. "Wir haben Verbindungen zwischen Menschen geschaffen, die sich sonst nicht gemeinsam mit diesem Thema auseinandergesetzt hätten, was unser Verständnis für die Art und ihren Lebensraum weiter vertieft hat."

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Das Team Caribou ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wie positive Veränderungen von einer engagierten Gruppe ausgehen, die eine Vision teilt, in gutem Glauben verhandelt und der die Autonomie gegeben wird, Veränderungen zu bewirken.

Ein Jahr nach dem Forum wirkt der Geist des Team Caribou weiter, was zum großen Teil der Führung und dem aktiven Engagement der Abitibiwinni First Nation Community zu verdanken ist. Die Zusammenarbeit setzt Elemente des Schutzplans fort - zuletzt eine Analyse möglicher Straßensperrungen, die den Lebensraum der Karibus in diesem Gebiet wiederherstellen würden.
Im Detour-Waldgebiet gibt es nun einen Entwurf, dem andere folgen können, so dass alle kanadischen Karibuherden von denjenigen, die das Land verwalten, besser unterstützt werden können.
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Bilder (aufsteigend):
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Video:
FSC Canada

Text: FSC Canada
aus dem englischen übersetzt https://fsc.org/en/newsfeed/woodland-caribou-at-heart-of-special-forestry-partnership-in-canada

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